LAS präsentiert Berl-Berl, eine immersive Installation von Jakob Kudsk Steensen.
10 Juli – 26 September 2021 Ausstellungsort: Halle am Berghain, Berlin
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10 Juli – 26 September 2021 Ausstellungsort: Halle am Berghain, Berlin
— Jakob Kudsk Steensen
Der Künstler Jakob Kudsk Steensen (geb. 1987, Køge, Dänemark) ist ein Vorreiter im Umgang mit neuen künstlerischen und technologischen Praktiken. Er setzt aktuelle Entwicklungen in der Fotografie und im Bereich von Computerspielen ein, um mehrdimensionale Welten zu erschaffen, die sich auf die natürliche Umwelt beziehen. Berl-Berl ist eine Ausstellung und Onlinewelt, deren Hauptdarsteller ein Sumpf ist – „Berl“, wie es im Sorbischen heißt. Die Arbeit bezieht sich auf die Ursprünge Berlins als Sumpflandschaft, die vor über 10.000 Jahren entstand und wie viele westliche Sümpfe im 18. Jahrhundert trockengelegt wurde.
Der Künstler stellte für Berl-Berl umfassende Recherchen an, die ihn in die verbliebenen Feuchtgebiete Berlin-Brandenburgs, insbesondere den Spreewald, führten. Vor Ort erstellte er ein umfassendes Bildarchiv der Umgebung, indem er Tier- und Pflanzenarten mittels Makro-Fotogrammetrie digitalisierte. Am Computer setzte der Künstler seine Fundstücke in 3D um und erzeugte mithilfe der Gaming-Plattform Unreal Engine, die er in seiner Praxis regelmäßig nutzt, eine komplexe, immersive Landschaft.
Über eine Partnerschaft mit dem Museum für Naturkunde Berlin konnte er die bildliche und akustische Welt von Berl-Berl mit weiteren Digitalisaten von Präparaten aus dem umfassenden Museumsbestand ausstatten. In Zusammenarbeit mit dem Soundkomponisten Matt McCorkle und der Sängerin Arca erschuf Kudsk Steensen zudem eine Melodie für die Landschaft, in Anlehnung an die vergangene kulturelle Praxis, Lieder zu singen, wenn der Sumpf durchquert oder Geschichten und Mythen mit anderen geteilt wurden. Arcas Stimme und ihr Gesang verschmelzen mit den Umgebungsgeräuschen aus den Sümpfen – einschließlich der Laute der hier heimischen Amphibien und Vögel.
Berl-Berl ist nicht allein eine visuelle Interpretation von Feuchtgebieten – es birgt auch Erinnerungen an ihre früheren Mythologien. Bevor sie zu großen Teilen trockengelegt wurden, diente diese gesättigte Landschaft Angehörigen einiger nicht christianisierter Stämme als ideales Siedlungsgebiet. Ihre von sorbischer Folklore geprägte Stammesgeschichte fließt in das Narrativ der Arbeit ein. Darin tritt der Triglaw in Erscheinung, ein Gott in Gestalt eines großen Baumes. Den Mythos der Gottheit mit drei Köpfen, die die drei Dimensionen der slawischen Kosmologie symbolisieren – Prav (der Himmel), Yav (die Erde) und Nav (die Unterwelt) – verbindet der Künstler mit seinen eigenen Vorstellungen vom Sumpf. Die Welt von Berl-Berl ist selbst ein Triglaw, dessen Spektrum von Wurzelwerk und Pilzen bis hin zu Wasser, Bäumen und Himmel reicht – eine vollständige, ganzheitliche Landschaft.
Kudsk Steensen schlägt eine Brücke zwischen uns und der Geschichte unter unseren Füßen, indem er seine Bilder und Audioaufzeichnungen aus den Feuchtgebieten mit Nachforschungen über dieses vielschichtige Ökosystem verbindet. Die Halle am Berghain verwandelt sich damit in ein Portal, das Relikte der Eiszeit mit den Sumpfgebieten der heutigen Zeit verbindet. Kudsk Steensen vergegenwärtigt nicht nur den Zustand, in dem sich unsere Umwelt befindet, er eröffnet mit seiner Methode auch eine Perspektive, die ansonsten ungesehen bliebe. Dies geschieht in der Hoffnung, dass uns diese Sichtweise die Sumpflandschaft neu wertschätzen lässt und uns vielleicht sogar dazu inspiriert, unsere Rolle innerhalb des Ökosystems, das uns als Lebensraum dient, zu überdenken.
Kuratiert von Emma Enderby Assistenzkuratorin: Liz Stumpf
Johannes Heldén und Precious Okoyomon wurden von Jakob Kudsk Steensen dazu eingeladen, in den Dialog mit der Welt von Berl-Berl zu treten.
Astroökologie heraufbeschwören: Gedichte für Berl-Berl von Johannes Heldén
Johannes Heldén ist bildender Künstler, Autor und Musiker. Er schuf sechs Gedichte in Reaktion auf unterschiedliche Elemente in Berl-Berl: Leuchtpilze, Mangroven-Seggen, einen durchscheinenden Wasserläufer, ein Gewitter, den Farn und das Unbekannt. Beim Verfassen seines Bestimmungsbuches diente Heldén die Astroökologie als Inspiration. Sie erforscht biologisches Leben unter nicht terrestrischen Bedingungen – im Weltraum, auf Meteoriten und auf anderen Planeten.
Precious Okoyomon
Precious Okoyomon lebt als Dichter:in, Küchenchef:in und Künstler:in in New York City. Okoyomons Beitrag ist eine Ode an den Himmel und die Wolken über Berl-Berl. Inspiriert wurde das Gedicht durch Filmaufnahmen des sich verändernden Himmels in der virtuellen Welt, die Kudsk Steensen mit Okoyomon teilte.
Künstler
Jakob Kudsk Steensen arbeitet mit Environmental Storytelling in Form von 3D-Animationen, Sound und immersiven Installationen. Gemein- sam mit Biolog:innen, Komponist:innen und Autor:innen entwickelt der Künstler poetische Interpretationen wenig beachteter Naturphänomene. Seine Arbeiten beruhen auf umfangreichen Feldforschungen, die jeweils mehrere Monate in Anspruch nehmen. Zu seinen Projektpart- ner:innen zählen unter anderem der Komponist Michael Riesman, der Ornithologie Dr. H. Douglas Pratt, der Architekt Sir David Adjaye, das Cornell Lab of Ornithology in Ithaca, NY, und das Natural History Museum in London. Kudsk Steensen wurde als erster Künstler mit einem Auftragswerk für Augmented Architecture betraut, ein Programm, das 2019 von den Serpentine Galleries gemeinsam mit Google Arts & Culture und Sir David Adjaye ins Leben gerufen wurde. Er stand zu- dem auf der Shortlist für den Future Generation Art Prize 2019 für seine Arbeit RE-ANIMATED (2018/19), die in Kiew sowie als Beitrag zur 58. Biennale in Venedig gezeigt wurde.
LAS ist eine Berliner Kunstplattform an der Schnittstelle von Kunst, Technologie und Wissenschaft. Mit experimentellen Projekten an unkonventionellen Orten, sowohl im digitalen als auch im physischen Raum, erkundet LAS immer wieder innovative Formen der Ausstellungspraxis. In ihren Reflexionen über die Zukunft folgt LAS ihrem Leitmotiv Licht – ein Symbol, das für grenzüberschreitendes Denken, neues Wissen und Innovation steht.
Sofern nicht anders angegeben, alle Bilder © Jakob Kudsk Steensen, Berl-Berl (2021). Livesimulation (still). In Auftrag gegeben von Light Art Space (LAS). Courtesy Jakob Kudsk Steensen.
Künstler
Co-Produzentin
Soundkomponist
Vokalklänge
Lyrik
3D-Development und technisches Design
Technischer Leiter
Technischer Berater
Installationsproduzent
Spatial Sound Design
Point-Cloud Animation
Visual Identity
Jan Fischer, Founder
Dr Bettina Kames, Director
Kristina Leipold, Commercial Director
Amira Gad, Head of Programmes
Felix Thon, Head of Marketing and Communications
Monika Kerkmann, Project Manager
Ruth Kißling, Curator
Liz Stumpf, Assistant Curator
Sophie Korschildgen, Curatorial Assistant
Selin Şahin, Communications Manager
Tilman Hatje, Exhibition Manager
Flinder Zuyderhoff-Gray, Production Manager
Jasna Kohnert Stavenhagen, Office Manager
Cornelia Riebe and Maria Janus, Location Managers
Adam Rodgers, Creative Director
Ben McKinnon, Creative Producer
Agnete Morell, Designer
Jack Wild, WebGL Developer
Niklas May, Developer
Streaming provided by Mux